Marknagel

Autor:  Dr. Andreas Klonz 

Nahezu alle Knochen des Körpers haben die Eigenschaft, dass sie eine harte äußere Schale (Kortikalis) haben. Das Innere des Knochens ist mit weichem Knochenmark und einem feinen Gebälk (so genannte Spongiosa) gefüllt. Die meisten Knochen bilden dadurch eine Röhrenform. Man unterscheidet große Röhrenknochen (Oberschenkel-, Schienbein-, Oberarm-, Unterarmknochen) und kleine Röhrenknochen (Schlüsselbein, Hand- und Fußknochen). Die Röhrenknochen sind sanduhrähnlich geformt, das heißt, dass die engste Stelle der Röhre in der Mitte liegt und sich die Röhre dann zu beiden Enden hin erweitert. Diese Form der Knochen ermöglicht es, Knochenbrüche, insbesondere solche die im mittleren Segment des Knochens liegen, durch eine Schienung innerhalb des Markraumes zu stabilisieren. Hierzu wird von einem Ende des Knochens über einen kleinen Hautschnitt ein Nagel oder ein dicker Draht in das Innere des Röhrenknochens eingeführt. Der Knochenbruch wird dann anatomisch ausgerichtet und stabilisiert, indem der Nagel über den Knochenbruch hinaus auf die andere Seite des Knochens geschoben wird.

Der Vorteil dieser Technik liegt darin, dass die Bruchregion nicht freigelegt wird. Dadurch bleiben die zur Knochenbruchheilung erforderlichen Durchblutungsverhältnisse weitestgehend unbeeinträchtigt. Die Kraftübertragung verläuft zentral durch den Knochen, es besteht deshalb eine sehr stabile Situation. Die Achsausrichtung des Knochens erfolgt nahezu automatisch mit dem Einschieben der Markraumschienung. Fehlerpotential besteht dabei insbesondere hinsichtlich der Einstellung der Rotation der beiden Knochenfragmente zueinander. Das Verfahren eignet sich insbesondere für Brüche im mittleren Drittel des Knochens.
UNTEN Abbildung ganz links:  Kompletter Unterschenkelbruch bei einer 62 jährigen Patientin nach Sturz  von einer Rampe.

Abbildung 2: Stabilisierung mit einem Marknagel (UTN). Vollständige Wiederausrichtung der anatomischen Verhältnisse.

Abbildung 3 und 4: Ausheilung nach 1 Jahr. Das dünnere Wadenbein zeigt zu diesem Zeitpunkt nach keine vollständige Heilung, diese trat erst nach 18 Monaten ein.

 

Zur Stabilisierung können auch, insbesondere bei Kindern aber auch bei Erwachsenen elastische Titandrähte der Stärke 2-4 mm benutzt werden.

Beispiele:
Kompletter Unterarmbruch bei einem 13 jährigen Schüler. Stabilisierung der Speiche und der Elle mit je einem Titanmarkdraht. Die Drähte wurden nach 4 Monaten entfernt.


Stark verschobener Bruch des Schlüsselbeines bei einem 25 jährigenFußballer. Stabilisierung mit einem Titanmarkdraht, dieser wird nach 4 Monaten entfernt.