Arthrose

Autor: Dr. Andreas Klonz  

 

Arthrose heißt der zunehmende Verschleiß der Strukturen eines Gelenkes. Sie beginnt mit der Verletzung oder dem chronischen Verbrauch der Knorpeloberflächen, welche normalerweise den Knochen im Gelenkbereich überdecken und das harmonische und abriebfreie Gleiten der Gelenkpartner vermitteln. Am Ende dieses Verschleißprozesses stehen schmerzhafte Bewegungseinschränkungen und Entzündungszustände. Als Konsequenz folgt häufig der künstliche Gelenkersatz, der weltweit in großer Zahl und mit meist guten Ergebnissen durchgeführt wird.

Inzwischen haben aber gelenkerhaltende, biologische Verfahren inkl. der Knorpeltransplantation in frühen Stadien der Arthrose und insbesondere bei jungen Patienten an Stellenwert gewonnen.

Es lohnt sich, die Möglichkeiten auszuschöpfen, es gar nicht so weit kommen zu lassen und einen prothetischen Ersatz eines Gelenkes zu vermeiden oder zumindest hinaus zu zögern.

Was kann man tun?

1. Gewichtsreduktion

Wenn Sie einmal eine schwere Tasche oder einen Rucksack tragen, spüren Sie, was für eine Belastung 5 kg oder 10 kg für Ihren Körper sind. Genauso werden Sie die Erleichterung spüren, wenn Sie Ihr Körpergewicht entsprechend reduzieren. Vor allem arthrotische Gelenke der Beine werden Ihnen jedes Kilo weniger sofort danken.

2. Nahrungsergänzung

Knorpel hat nur eine geringe Heilungspotenz. Trotzdem zeigen die Erfahrungen, dass die Ergänzung der Nahrung mit stärkenden Substanzen (z.B. Glucosamine) den Knorpelstoffwechsel unterstützen und die Arthrosebeschwerden lindern kann. Da die Wirkung der Medikamente noch nicht ausreichend bewiesen ist, werden sie nicht von den gesetzlichen Kassen übernommen. Die Kosten betragen etwa zwischen 40 und 100 Euro im Monat.

3. Gymnastik

Die Beweglichkeit arthrotischer Gelenke wird im Lauf der Zeit immer schlechter, die Gelenkskapseln ziehen sich immer mehr zusammen. Durch die Bewegungseinschränkung kann die Belastung der Gelenke zusätzlich steigen, Schmerzen und Beschwerden nehmen zu. Wichtig ist es, durch gezielte Gymnastik, die Mobilität der betroffenen Gelenke, aber auch die allgemeine Mobilität und Fitness zu erhalten. Diese Therapie sollte zumindest zeitweise oder in gewissen Intervallen von Physiotherapeuten angeleitet und kontrolliert werden.

4. Spritzenbehandlungen

Bestimmte Medikamente können Linderung bringen, wenn Sie in das betroffene Gelenk gespritzt werden. Kortison kann im Fall einer akuten starken Reizung des Gelenkes für einige Zeit Besserung bringen. Hyaluronsäure kann als Schmiermittel eingespritzt werden. Viele Patienten berichten über eine gute Verminderung der Beschwerden durch diese Behandlung, die aber ebenfalls nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird. Bei allen Spritzen in ein Gelenk besteht ein kleines Risiko, eine eitrige Gelenkentzündung zu verursachen. Dies muss bei der Entscheidung für eine Injektionsbehandlung von Arzt und Patient berücksichtigt werden.

5. Gelenkerhaltende Operationen – Arthroskopie

In bestimmten Fällen kann durch arthroskopische oder kleinere offene Operationen Besserung erreicht werden. Kleinere Knorpelschäden können eventuelle durch Knorpelregeneration (z.B. Mikrofrakturierung) oder Knorpeltransplantation repariert werden. Durch Knorpelglättung, Entfernung entzündlichen Gewebes oder Entfernung störender Knochenvorsprünge, loser Knorpelteile oder Meniskusrisse können in fortgeschrittenen Stadien Erfolge erreicht werden (Gelenktoilette).

Link zur Hüftarthroskopie

6. Gelenkerhaltende Operationen – Achskorrektur

Insbesondere im Bereich des Kniegelenkes kommt es sehr häufig zu einem nur einseitigen Gelenkverschleiß. Bei O-Beinen wird nahezu das ganze Körpergewicht über die Innenseite des Gelenkes übertragen. Deshalb reibt sich in diesen Fällen nur die Innenseite des Gelenkes ab. Bei X-Beinen geht die Belastung durch die Außenseite, so dass sich in diesen Fällen die Außenseite verschleißt.

In dieser Situation kann man durch eine Korrektur der Beinachse, die Belastung aus dem zerstörten Teil des Gelenkes in den gesunden Teil verlagern. So lässt sich die Notwendigkeit eines Kunstgelenkes meist für viele Jahre hinauszögern oder ganz vermeiden.

Unten haben wir Bespiele illustriert.

7. Künstliches Gelenk

Die Implantation eines künstlichen Gelenkes ist im Bereich der Hüfte und des Kniegelenkes seit Jahrzehnten etabliert und führt in den allermeisten Fällen zu guten Ergebnissen. Diese Operationen werden in unserer Praxis durch Dr. Stock durchgeführt. Auf der Seite https://www.gelenkprothetik-heidelberg.de/     hat er ausführliche Informationen bereitgestellt.

 

Beispiele zur Achskorrektur:

 

Fallbeispiel ‚O-Bein‘:Bei dem 55-jährigem Patienten ist es durch Verschleiß und vorbestehender O-Beinstellung zu einer ausgeprägten Schädigung des Knorpels auf der Innenseite des Kniegelenkes gekommen. Durch die vorbestehende Fehlstellung und durch den Verschleiß bedingten Höhenverlust auf der Innenseite läuft die Hauptbelastungsachse nun durch die bereits vorgeschädigte Innenseite des Kniegelenkes. In einer etwa 1-stündigen Operation wird die Belastung von dem bereits vorgeschädigten Innenbereich des Kniegelenkes in den noch gut erhaltenen Außenbereich des Kniegelenkes verlagert. Aus dem O-Bein wird ein leichtes X-Bein gemacht. Hierzu wird der Knochen unterhalb des Kniegelenkes minimal-invasiv durchgesägt und mit einer winkelstabilen Platte (Tomo-Fix) stabilisiert (Abb. 2, mit freundlicher Genehmigung der Fa. Synthes). Eine Knochentransplantation ist in diesen Fällen nur selten erforderlich. Die Belastung kann nach kurzer Zeit wieder zunehmend gesteigert werden. Die Implantation eines künstlichen Kniegelenkes kann in diesen Fällen um mehrere Jahre hinausgezögert werden.

‚O-Bein‘. Die Belastung (weiße Linie) läuft durch die Innenseite des Kniegelenkes und verursacht hier Schmerzen.

‚Aufklappende‘ Durchtrennung des Knochens, dadurch Achskorrektur. Stabilisierung mit winkelstabiler Titanplatte.

Röntgenbild nach der OP. Die Belastung (weiße Linie) läuft jetzt durch die Knieaußenseite.

 

Fallbeispiel ‚X-Bein‘:Bei einer 52-jährigen, sportlich sehr aktiven Patientin war 8 Jahre zuvor der Außenmeniskus teilweise entfernt worden. In den letzten Monaten war es zunehmend zu Schmerzen und verminderter Belastbarkeit gekommen. Als Ursache fand sich eine Arthrose der Knieaußenseite mit zunehmender X-Beinstellung. Durch das X-Bein wird die ohnehin geschädigte Knieaußenseite zusätzlich stärker belastet. Durch eine Korrektur der Beinachse kann die Belastung wieder in die Kniemitte überführt werden. Dadurch wird der geschädigte äußere Gelenkanteil entlastet und geschont. Die Implantation einer Knieprothese kann bei der jungen Patientin hinausgezögert oder sogar vermieden werden.
Starkes X-Bein links

 X-Bein Situation und Arthrose der Knieaußenseite

Entnahme eines Keils von 9 °, (‚closed wedge‘)

Stabilisierung mit einer winkelstabilen Titanplatte (Tomofix MDF, Fa. Synthes)

 

 

           Situation der Beinachse vor und nach der Korrektur